Im Harburger Binnenhafen hat sich in den letzten
Jahrzehnten ein deutlicher Strukturwandel vollzogen. Als
Industriestandort hat der Harburger Binnenhafen an Bedeutung verloren,
obwohl das Verarbeitende Gewerbe weiterhin die Kernbranche darstellt.
Der Harburger Binnenhafen hat sich zu einem heterogen strukturierten
Industrie- und Gewerbestandort entwickelt; dieser Prozess des
Strukturwandels hält weiterhin an.
Mit dieser Untersuchung wurden in mehrfacher Hinsicht neue Wege
beschritten. Erstmalig sollte einer durch die planungsrechtlich
zuständigen Verwaltungen erwogenen Stadtentwicklungsplanung
für einen älteren Gewerbestandort eine Bestandsaufnahme der
Wirtschaftsstruktur vorgeschaltet werden. Zentraler Bestandteil dieser
Untersuchung war eine Betriebserhebung zur detaillierten Erfassung
aller wesentlichen Struktur- und Potentialgrößen. Um die
hierfür erforderlichen Informationen zu erheben, wurden auch
methodisch neue Wege beschritten.
Entwickelt und angewendet wurde ein kombiniertes Erhebungsinstrument.
Mit einer standardisierten schriftlichen Befragung wurden die
allgemeinen objektiven Sachverhalte (betriebliche
Kenngrößen, Wirtschafts- und Nutzungsdaten, generelle
Beurteilungen von Standortbedingungen) erhoben. Zur Erfassung
vertiefender und differenzierender Beurteilungen, Einschätzungen
und Meinungen wurden mit den ansässigen Unternehmen strukturierte
mündliche Interviews durchgeführt.
Nach Abschluss der Betriebsbefragung und der Auswertung/Analyse der
erhobenen Informationen/Daten konnte festgestellt werden, dass diese
neue Art der Vorgehensweise bei den betroffenen Unternehmen auf
positive Resonanz stieß, die durch eine hohe Beteiligung an
beiden Befragungen dokumentiert wurde.
Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse der Betriebsbefragung
kurz aufgezeigt.
Innerhalb des Standortes sind ca. 4.000 Personen beschäftigt. Der
größte Teil davon ist im verarbeitenden Gewerbe tätig.
Die ansässigen Unternehmen erzielen einen Umsatz von hochgerechnet
rund 1,6 Mrd. DM. Das für den Zeitraum von 1980 bis 1986 erfasste
Investitionsvolumen beträgt 190 Mio. DM.
Der Hafen hat nach wie vor eine hohe Bedeutung für die
ansässige Wirtschaft. In der Hafenwirtschaft sind zwar nur etwa
10% der ansässigen Unternehmen tätig, der Anteil der
Unternehmen mit einem mittelbaren oder unmittelbaren Hafenbezug ist
jedoch wesentlich höher (ca. 27%).
Die gute Verkehrsanbindung des Standortes wird von den Unternehmen
ausdrücklich hervorgehoben. Als weitere Standortfaktoren werden
die Nähe zu Fach- und Hochschulen und die Kundennähe positiv
beurteilt.
Ansatzpunkte für politisch-administrativen Handlungsbedarf bieten
die als wichtig eingestuften, aber als unzureichend beurteilten
Standortfaktoren. Besonders defizitär ist nach Angaben der
Unternehmen vor allem das Angebot an Grundstücksreserven. Daneben
wurde in den Befragungen sehr häufig der Wunsch nach einer
besseren Zusammenarbeit mit den Behörden geäußert.
Der überwiegende Teil der befragten Unternehmen sieht seine
Perspektiven am Standort und richtet auch seine weiteren Planungen
darauf aus. Ausschlaggebend dafür sind die Vorteile, die der
Standort den Unternehmen bietet. Aus diesen Vorteilen resultiert eine
ausgeprägte Standortverbundenheit der Unternehmen, die auf einer
Reihe unterschiedlicher Faktoren beruht (insb. günstige
verkehrliche Lage, Potentiale aus Strukturwandel am Standort).